Geschichte

Die Stadtwerke Dorfen sind inzwischen in den fünf Geschäftsfeldern Strom, Wasser, Wärme, Gas und Elektroinstallation tätig. Wie kam es dazu?

Strom war vor hundert Jahren Luxus. Erst die Erfindung des Drehstroms ermöglichte 1891 die flächendeckende Stromversorgung. Und schon bald kam der Wunsch nach elektrischem Licht auch in Dorfen auf. 1904 gründeten 16 Dorfener Bürgerinnen und Bürger auf Initiative von Dr. Schnabelmeier die „Elektrizitätswerk Dorfen GmbH“. Am damaligen Ortsrand kaufte die Gesellschaft ein Grundstück, um eine sogenannte „Centrale“ zu bauen. Schon 12 Wochen nach der Grundsteinlegung war das Gebäude damals fertiggestellt.

Schon am Heiligabend 1904 erstrahlte die Dorfener Kirche im Glanz des elektrischen Lichts. Neben der Straßenbeleuchtung war dies für den Großteil der Bevölkerung der einzige Kontakt mit dem elektrischen Strom. Nur wenige Dorfener konnten sich den modernen Luxus leisten. So kostete 1910 eine Kilowattstunde immerhin 70 Pfennig. Das waren damals drei Maß Bier. Und wegen zwei Pfennigen Preiserhöhung beim Bier wurden bekanntlich beim sogenannten Bierkrieg in Dorfen zwei Wirtshäuser angezündet.

So hatte die neue Gesellschaft anfangs große Probleme: Zwar lieferten ein 30-PS-Motor und später ein 60-PS-Motor reichlich Strom für die wenigen Abnehmer, aber finanziell kam das Elektrizitätswerk zunächst auf keinen grünen Zweig. 1911 wurde ein Käufer gesucht, der den gesamten Betrieb übernehmen sollte, es wurde aber kein Interessent für das junge und wenig aufstrebende Unternehmen gefunden.

Die Eigenerzeugung von Strom war 1923 zu Ende: Mehrere Elektrizitätswerke, darunter das E-Werk Dorfen, gründeten die Kraftwerke Haag GmbH, die den Strom vom neu erbauten Kraftwerk Vorderleiten am Inn (Soyenseewerk) bezogen. Dieses Kraftwerk wird mit Wasser aus dem Soyener See gespeist und wurde 1993 umfassend renoviert, um weitere Jahre umweltfreundlich Strom zu liefern. Seit dieser Zeit werden die Dorfener von Haag mit Strom beliefert. Aber lange schon reicht der im Kraftwerk Vorderleiten gewonnene Strom aus Wasserkraft nicht mehr zur Versorgung der beteiligten Gründerwerke, so dass ein immer größerer Teil des benötigten Stromes bezogen werden musste. Diese Entwicklung änderte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts aufgrund der Energiewende und der Vielzahl der regenerativen Einspeiser (PV, Biogas).

Das Dorfener E-Werk erweiterte seinen Versorgungsbereich, der sich fast bis Moosen zog. Auch die Firma Bauer bezieht seit 1924 Strom zur Versorgung der Gemeinde Buchbach über das Elektrizitätswerk Dorfen.

Seit 1930 hat die Gemeinde Dorfen Einfluß auf das Elektrizitätswerk. 12 Gründungsmitglieder verkauften ihre Anteile an die Marktgemeinde. Damit verbesserte sich die finanzielle Lage der Firma, die durch die Beteiligung der Gemeinde kreditwürdig erschien. Die steigende Elektrifizierung und ein ständig steigender Stromverbrauch sorgten für Aufschwung, den der zweite Weltkrieg jäh beendete. Nur mit Mühe gelang es in diesen schwierigen Jahren, die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang Ludwig Ziegler, der seit dem Gründerjahr 1904 beim E-Werk als Werkführer und Betriebsleiter beschäftigt war. Ziegler ging 1951 in den verdienten Ruhestand. 47 Jahre lang war er beim Dorfener E-Werk beschäftigt.

Nach dem zweiten Weltkrieg bereitete der erneute Aufschwung den Verantwortlichen große Probleme: Die Stromabgabe hatte sich in wenigen Jahren verdoppelt. Trafostationen wurden gebaut, das Leitungsnetz musste überholt werden.

Das 60-jährige Firmenjubiläum feierte das Elektrizitätswerk Dorfen 1964 unter Rudolf Moorloher, der 11 Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Durch eiserne Sparsamkeit verhalfen Moorloher und der Betriebsleiter Hans Wimmer dem E-Werk in diesen schwierigen Zeiten zu einem bescheiden Wohlstand. 1964 wurden 4 Mio. Kilowattstunden (kWh) Strom abgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 1997 waren es 32 Mio. kWh. In früheren Jahren wurden die steigenden Absatzzahlen bejubelt, heute dagegen regen die Stadtwerke zum Energiesparen an. Und seit einigen Jahren geht der Stromverbrauch pro Abnehmer langsam zurück.

Unter Bürgermeister Hermann Simmerl gab es im Jahre 1987 eine grundlegende Veränderung: Die letzten vier privaten Gesellschafter schieden aus der Gesellschaft aus. Seitdem hält die Stadt alle Anteile am E-Werk, das in „Stadtwerke Dorfen GmbH“ umbenannt wurde. Der Aufgabenbereich der Stadtwerke vergrößerte sich durch die Übernahme der Wasserversorgung von der Stadt Dorfen. Ab 1995 betrieben die Stadtwerke Dorfen und die Erdgas Südbayern GmbH in einer gemeinsamen Gesellschaft, der GVD, die Versorgung mit Erdgas in Dorfen und Oberdorfen. Zum 01.01.2011 wurde die GVD in die Stadtwerke Dorfen GmbH integriert. Die Anteile der ESB an der GVD hatten die Stadtwerke schon 2008 übernommen.

2004 feierten die Stadtwerke Dorfen mit einem Tag der offenen Tür ihr 100-jähriges Bestehen. Dabei wurde den Kunden auch ein Blick in die zukunftsweisende Art der Stromversorgung wie Biogas- und PV-Anlagen gewährt.

Seit 2007 wird die Nahwärmeversorgung in Dorfen von den Stadtwerken kontinuierlich ausgebaut und betrieben. Im Norden von Dorfen, an der Straße nach Rinning, entstand dabei das Biomasse-Heizwerk der Stadtwerke Dorfen GmbH. Neben den Großabnehmern Schulen, Krankenhaus und Marienstift werden auch Wohnhäuser angeschlossen, die entlang der Wärmetrasse liegen.

Von 1969 bis 2002 leitete der Betriebswirt (HWF) Manfred Bendner als Geschäftsführer das Elektrizitätswerk bzw. die Stadtwerke Dorfen, ab 2003 bis 2016 übernahm Dr. Karl-Heinz Figl die Aufgaben des Geschäftsführers, seit 2017 ist nun Klaus Steiner der derzeitige Geschäfsführer. Wilhelm Haunolder war von 1989 bis Februar 2017 für die technische Betriebsleitung verantwortlich, seit März 2017 ist der Dipl.-Ing. (FH) Alois Huber für die technische Betriebsführung verantwortlich.